Am 27. Jänner 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Bis dahin wurden allein an diesem Ort mehr als eine Million Menschen ermordet. Anlässlich des Jahrestags der Befreiung wird heute der Internationale Holocaust-Gedenktag begangen. "Es ist eine menschliche Pflicht, der Opfer zu gedenken und den Befreiern, Überlebenden und Widerstandskämpfern zu danken", sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). "Primo Levi brachte die Bedeutung des Erinnerns für die Zukunft auf den Punkt: ,Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.‘" Gedenken dient vor allem unseren Kindern und späteren Generationen, so Deutsch.
Dass heute das Judentum selbstverständlicher Teil Österreichs ist und gerade in Wien eine lebendige und vielfältige Kultusgemeinde entstanden ist, ist maßgeblich der Generation der Überlebenden zu verdanken.
Deutsch:
"Heute, in der Corona-Pandemie, zählen unsere Eltern und Großeltern zu den vulnerabelsten Menschen. Ihre Gesundheit zu schützen ist ein jüdisches, menschliches und moralisches Gebot. Ich bedanke mich ganz besonders bei Gesundheitsminister Rudi Anschober, stellvertretend für die gesamte Bundesregierung, und bei Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, stellvertretend für die gesamte Landesregierung, für die Möglichkeit, an diesem symbolträchtigen Tag, Schutz-Impfungen für Shoah-Überlebende mit ihren Lebensgefährten und die ältesten Mitglieder der IKG Wien anbieten zu können."
In einer Impfstraße der Stadt Wien führen heute Nachmittag zwölf ehrenamtliche Ärzte, Mitglieder der IKG Wien, in enger Kooperation mit der Gesundheitsbehörde Corona-Schutzimpfungen durch. Insgesamt rund 400 Shoah-Überlebende sowie über-85-jährige IKG-Mitglieder werden geimpft. In den vergangenen Wochen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IKG die betreffenden Personen kontaktiert und die heutige Impfung vorbereitet. "Vielen Dank allen beteiligten Mitarbeitern und Freiwilligen", sagt Deutsch.
Österreich ist damit unter den ersten EU-Mitgliedern, in denen die potenziell lebensrettende Schutz-Impfung der Shoah-Generation ermöglicht wird. Oskar Deutsch: "Ich freue mich, dass diese gemeinsame Aktion gelungen ist!"