Das Gemeindearchiv der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien ist über 200 Jahre alt und damit das älteste, noch erhaltene Archiv einer jüdischen Gemeinde. Offiziell wurde das Archiv im Jahr 1816 gegründet und es entwickelte sich bis 1938 zu einem Ort der Begegnung mit wissenschaftlichem Anspruch. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges lagerten die Archivalien in feuchten Kellerräumen und die gesamte Struktur und Ordnung war vernichtet. Die Zerstörung des Archivs durch die Nationalsozialisten wirkt bis heute nach.
1998 begannen der damalige Präsident der IKG Wien, Dr. Ariel Muzicant, und die Exekutivdirektorin des Präsidiums, Erika Jakubovits, mit der Suche nach dem in Wien verbliebenen Teil des Archivs. Das im Jahr 2000 wiedergefundene Archivmaterial wurde in mehreren Projekten gesichtet, geordnet und in provisorischen Listen und Datenbanken erfasst. Mehr als 70 Jahre nach der Auflösung durch die Nationalsozialisten wurde Anfang 2009 das Archiv als eigene Abteilung der IKG Wien wiederbegründet und damit dessen Bedeutung für die Kultusgemeinde unterstrichen. Anfang 2014 wurde das Matrikenamt der Abteilung Archiv eingegliedert.
Das Archiv und dessen Archivalien stellen ein einzigartiges, kulturelles Erbe dar. Der Gesamtumfang des Archivs beträgt ca. 2.588 Laufmeter bzw. 10,7 Millionen Dokumente. Es handelt sich dabei um Schriftgut der IKG Wien aus der Zeit vor 1938, von 1938 bis 1945 und nach 1945 zu den Themenbereichen Auswanderung, Deportation, Entschädigung, Restitution, Opferfürsorge, Fürsorgewesen/Soziales, Amtsdirektion, Wahlen und rechtliche Angelegenheiten, Bevölkerungswesen, Matrikenamt, Synagogen, Friedhöfe, Kultussteuer, Organisation und Verwaltung, religiöse Agenden, Gebäudeverwaltung, Vereine, Stiftungen, Kultusgemeinden und Liegenschaften, etc.
Tätigkeiten
Das Archiv ist zuständig für die Wiederherstellung des Gemeindearchivs, die Erschließung und Digitalisierung der gesamten Archivbestände, die Beantwortung von privaten und wissenschaftlichen Anfragen aus dem In- und Ausland sowie die Betreuung von Archivbenutzerinnen und -benutzern.
Das Matrikenamt ist zuständig für die Führung der Altmatriken der IKG Wien hinsichtlich Personenstandsveränderungen, die Ausstellung von Urkunden für amtliche und private Zwecke sowie die Beantwortung von Anfragen zu Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken der IKG Wien (1784 bis 1938).
Besuch des IKG-Archivs
- Für einen Besuch im Archiv/Matriken bitten wir Sie aus organisatorischen Gründen, per Mail oder Anruf einen Termin zu vereinbaren.
- Jede/r Benutzer/in ist verpflichtet, einen Benutzerbogen auszufüllen und zu unterschreiben.
- Bitte nehmen Sie einen gültigen Lichtbildausweis mit.
- Die Gebühren für die Archivbenutzung, für Beratungsgespräche, für Kopien oder Ausdrucke sind entsprechend der Gebührenordnung sofort und in bar zu begleichen.
- Bitte beachten Sie, dass der Zugang zum Archiv/Matrikenamt nicht barrierefrei ist.
- Für eine Führung durch das Archiv für Einzelpersonen oder Gruppen mit maximal acht Personen wenden Sie sich bitte an die Archivleitung.
- Jeder Benutzer und jede Benutzerin ist verpflichtet, einen Benutzerbogen auszufüllen und zu unterschreiben.
- Bitte nehmen Sie einen gültigen Lichtbildausweis mit.
- Die Gebühren für die Archivbenutzung, für Beratungsgespräche, für Kopien oder Ausdrucke sind entsprechend der Gebührenordnung sofort und in bar zu begleichen.
- Bitte beachten Sie, dass der Zugang zum Archiv/Matrikenamt nicht barrierefrei ist.
- Für eine Führung durch das Archiv für Einzelpersonen oder Gruppen mit maximal sechs Personen wenden Sie sich bitte an die Archivleitung.
Anfragen an das Archiv
- Anfragen an das Archiv und/oder Matriken werden fallabhängig anhand der Archivmaterialien und Matrikenbücher in Entsprechung der gesetzlichen Bestimmungen beantwortet.
- Bei schriftlichen Anfragen senden Sie den ausgefüllten Benutzerbogen als Scan per Mail an die unter Kontakt angegebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Telefonische Auskünfte werden nicht erteilt.
- Bitte beachten Sie, dass familienbezogene Anfragen lediglich im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten beantwortet werden können. Derzeit können wir keine genealogischen Recherchen durchführen oder Stammbäume erstellen.
- Anfragen mit unvollständigen Angaben oder Anfragen, die den Rahmen der Recherchen übersteigen oder mittels bestehender Literatur abgedeckt sind, kommen nicht in die Bearbeitung.
- Die Gebühren für die Archivbenutzung, Recherche, Übermittlung von Dokumenten etc. sind entsprechend der Gebührenordnung und nach Vorgabe der Archivmitarbeiter und -mitarbeiterinnen vorab oder sofort nach Erhalt der Rechnung zu begleichen.
- Für Genehmigungen zur Veröffentlichung von Archivgut der IKG Wien in Ausstellungen, Publikationen, Zeitungen, online oder sonstigen verfügbaren Medien wenden Sie sich bitte an die Archivleitung.
Forschung und Recherche im IKG-Archiv/Matriken
Folgende Archivbestände oder Personenstandsbücher können für Forschung und Recherche im Benutzerraum zur Verfügung gestellt werden. Vor der Benutzung erfolgt eine kurze Einschulung in die Handhabung der Datenbank bzw. der Ordner und Listen. Für die Einsicht gelten die gesetzlichen Bestimmungen des Personenstandes, des Datenschutzes sowie der Archivordnung in der jeweils geltenden Fassung. Siehe dazu auch
http://www.archiv-IKG-wien.at/archivportal/bestaende/.
Archivbestände:
- Geburtsanzeigen (1893 - 1937)
- Todesfallanzeigen (1920 - 1944)
- Beerdigungsprotokolle (1919 - 1961 sowie 1965 - 1972)
- Personenbezogene Kartei zur Auswanderung (Mai 1938 -1940) *
- Auswanderungsfragebögen der Fürsorgezentrale der IKG Wien (Mai 1938 - 1940) *
- Konto „D“ Kartei, Kartei betreffend die Devisen zur Flucht (Mai 1938 -1940) *
- Unterlagen zu Kinderauswanderung (Mai 1938 -1940) *
- Unterlagen zur Ärzteberatungsstelle (Mai 1938 -1940) *
- Akten über den Holocaust, einschließlich Deportationslisten (1939 sowie 1941 - 1944) *
- Kartei betreffend Suchanfragen des American Joint Distribution Committee (nach 1945) *
- Verzeichnis der in Wien lebenden Jüdinnen und Juden nach dem Stand vom 15. September 1939 *
- Judenkataster des Burgenlandes (vor 1938)
- Liegenschaftsakten der IKG Wien (vor 1938 bis nach 1945)
- Jüdische Vereine, Stiftungen und Kultusgemeinden (u.a. Teilkopien aus anderen Archiven)
- Kartei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der IKG Wien (1925 bis 1945)
- Akten in Zusammenhang mit Ansprüchen nach dem Opferfürsorgegesetz sowie dem Kriegs- und Verfolgungssachschädengesetz (Einsicht nur mit Einwilligung der betreffenden Familie)
* Archivalien und Unterlagen bezogen auf den Holocaust, Antisemitismus und Rassismus befinden sich seit Februar 2018 als Leihgabe im Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI).
Personenstandsbücher/Matriken:
- Geburtsbücher, Trauungsbücher und Sterbebücher der IKG Wien, 1784/1785 - 1938·
- Geburtsbücher, Trauungsbücher und Sterbebücher der Türkisch Israelitischen Gemeinde, 1846/1859 - 1938
- Geburtsbücher, Trauungsbücher und Sterbebücher der k.u.k. israelitischen Militärseelsorge in Wien, 1914/1915 - 1918/1920
- Militärlisten der IKG Wien (Geburtslisten der Knaben), 1863 - 1896
- Geburtsbücher, Trauungsbücher und Sterbebücher folgender Kultusgemeinden: IKG Baden, IKG Eisenstadt, IKG Großenzersdorf, IKG Horn, IKG Klosterneuburg, IKG Lackenbach, IKG Mattersburg, IKG Mödling, IKG Rechnitz, IKG Stockerau-Korneuburg, IKG St. Pölten, Ybbs-Amstetten (nicht vollständig erhalten)
Für weiterführende Recherchen empfehlen wir, die Links auf unserer Archiv-Website anzusehen: http://www.archiv-IKG Wien.at/archivportal/downloadslinks/linkliste-websites/