In der Sitzung des Kultusvorstands vom 18. Dezember 2024 wurden folgende Themen behandelt:
- Austausch mit dem Hostages Forum
- Studienpräsentation der Bildungskommission
Austausch mit dem Hostages Forum
Avigdor Jankovicz, Vertreter des Hostages Forum, war Mittwoch Abend zu Gast im Kultusvorstand. Nach einer Vorstellung durch KVin Natalie Neubauer (Atid), die auch Ansprechpartnerin für das Forum in Wien ist, dankte er für alle bisherigen Bemühungen der Wiener jüdischen Gemeinde, auf das Schicksal der Geiseln, die immer noch von der Hamas in Gaza gefangen gehalten werden, hinzuweisen. Dazu gehörten sowohl Aktionen in der Öffentlichkeit, als auch Gesprächen mit Politikern und Politikerinnen. Er erzählte aber ebenfalls, dass einige der Angehörigen von Entführten inzwischen müde und teils auch hoffnungslos seien. Auch er selbst spüre bisweilen Hoffnungslosigkeit. Umso wichtiger sei es, hier die Bewusstseinsarbeit fortzusetzen. Die Familien der Geiseln würden sich zudem über jede noch so kleine Geste freuen, die zeige, dass die Entführten nicht vergessen werden. „Was wir nun brauchen, ist ein Chanukka-Wunder“, meinte Jankovicz. Den Entführten würde die Zeit davonlaufen. Er bat, während des Lichterfestes noch eine zusätzliche Kerze für die Geiseln zu zünden.
ESRA Generalversammlung
ESRA-Obfrau KVin Dwora Stein (Bund) sprach von einem zu Ende gehenden herausfordernden, aber gut gemeistertem Jahr. Zunächst widmete sich der Kultusvorstand allerdings dem Jahresabschluss 2023, der schließlich vom Kultusvorstand einstimmig genehmigt wurde. Was hier positiv angemerkt wurde: in Verhandlungen mit der ÖGK wurde erreicht, dass mehr Leistungen verrechnet werden können, so die kaufmännische Geschäftsführerin Susanne Schütt.
KV Rene Wachtel (Chaj) erkundigte sich nach den hohen Rückstellungen für Urlaube. Dazu erwiderte Vyssoki: schon mit Sonntag, dem 8. Oktober 2023, habe ESRA in Abstimmung mit dem IKG-Präsidium eine Krisenhotline und ein Emergency Team aufgestellt. Dadurch seien die Überstunden der Beschäftigten angestiegen und Urlaubswochen stehen geblieben, für die es Rücklagen zu bilden gilt. Grundsätzlich sei es ESRA wichtig gewesen, in dieser Situation rasch zu helfen. Über 500 Menschen seien auf Grund der Ereignisse vom 7. Oktober zusätzlich behandelt bzw. betreut worden, darunter auch viele Israelis, die in Wien gestrandet waren. Über eine Fördervereinbarung mit der ÖGK konnten so auch unversicherte Personen betreut und notwendige Leistungen auch außerhalb ESRAS – von Untersuchungen Schwangerer bis hin zu Medikamenten – finanziert werden.
Vyssoki freute sich zudem, dass die Angebote von ESRA von immer mehr Menschen in Anspruch genommen würden. Wurden 2021 2.800 Personen betreut, seien es mittlerweile 3.300. „Was uns besonders freut, ist, dass immer mehr Kinder und Jugendliche, die Hilfe brauchen, zu uns kommen.“ Weiters sei es bei ESRA zudem gelungen, das Team zu vergrößern, auf inzwischen über 80 Mitarbeiter:innen. „Es gibt das sozialpsychiatrische Dogma: wer schnell hilft, hilft doppelt“, so Vyssoki. Daher werden in ESRA, wenn benötigt, raschest Kriseninterventionen ermöglicht. ESRA-Obfrau, -Geschäftsführung und Kultusvorstand bedankten sich für den tagtäglichen Einsatz und das Engagement aller ESRA-Mitarbeiter:innen.
Stein machte aber auch einen Ausblick in die Jahre 2025 bis 2027. Für das kommende Jahr habe man ein Sparbudget erstellt aufgrund der knapper werdenden Budgets der ESRA-Fördergeber. Schütt betonte, man habe hier den Mindestbedarf, den ESRA brauche, um das Bestehende zu halten, angesetzt. Der drei Jahre vorausschauende Budgetplan bewege sich auf der Basis dieses Sparbudgets für 2025. Das Budget 2025 sowie der 3-Jahres-Budgetplan wurden vom Kultusvorstand einstimmig genehmigt, ebenso wie der letzte Jahresabschluss 2023 des inzwischen aufgelösten Vereins ESRA Plus .
WVG Jahresabschluss 2025
Einstimmig entlastet wurde Mittwoch Abend die Geschäftsführung der WohnheimverwaltungsgmbH. Die Umsatzerlöse seien auch 2023 trotz der auf Grund von Inflation und hohen Energiepreisen angespannten Situation weiter gestiegen, berichtete Geschäftsführer Ronald Geissler. An die IKG gingen im Vorjahr 4,7 Mio. Euro gingen hier 2023 an die IKG (2016: 4,27 Mio. Euro, 2021: 4,63 Mio. Euro, 2022: 4,5 Mio. Euro).
Studienpräsentation der Bildungskommission
Um das Bildungsangebot der IKG noch zielgerichteter zu entwickeln, sah sich die Bildungskommission in einer qualitativen Studie das aktuelle allgemeine Stimmungsbild in der Gemeinde sowie im Speziellen die Situation in den Bildungseinrichtungen an. In den insgesamt 16 durchgeführten Tiefeninterviews wurden aber auch die Herausforderungen, das Thema Zusammenhalt und Vielfalt sowie die Wünsche für die Zukunft angesprochen.
Reuven Rennert präsentierte dem Kultusvorstand die Ergebnisse in groben Zügen. Die Interviews wurden 2023 zwischen Juli und September – und damit vor den Ereignissen vom 7. Oktober durchgeführt. Das ist bei der Bewertung der Ergebnisse zu berücksichtigen. Demnach sind allgemeine Sorgenthemen: die Unsicherheit durch multiple Krisen und steigende Lebenserhaltungskosten. Jugendliche stellen ihre Zukunft in Wien in Frage – wobei Wien als Stadt mit starker jüdischer Infrastruktur und auch als attraktiv für jüdischen Zuzug gesehen wird. Die Arbeit der IKG wird besonders positiv in den Bereichen Sicherheit und Krisenmanagement gesehen, gelobt wird auch die Etablierung neuer Programme wie des BBMC oder der Nachbarschaftshilfe.
Das Bildungsangebot wird als breit wahrgenommen, die Vielfalt der Schulen mache auch den Zuzug in die jüdische Gemeinde Wiens attraktiv, so die mehrheitliche Ansicht der Interviewten. Als Manko werden allerdings vor allem unzureichende Angebote für Special Needs Kids sowie für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche gesehen. Spannungen zwischen Aschkenasen und Bucharen würden sich im Schulalltag widerspiegeln. Und die Vernetzung zwischen den Institutionen – sowohl den Schulen als auch außerschulischen Angeboten (hier wird überhaupt noch Luft nach oben geortet) - könnte stärker sein.
IKG-Präsident Oskar Deutsch regte schließlich eine Diskussion über die Studienergebnisse in einer der kommenden Sitzungen des Kultusvorstands an. Dieser Vorschlag wurde von den anwesenden Mandataren angenommen.
Sitzungstermine 2025
Der Kultusvorstand soll 2025 an diesen Tagen zusammentreten:
- Di, 14.1.2005
- Di, 11.2.2025
- Di, 11.3.2025
- Mi, 23.4.2025
- Di, 20.5.2025
- Di, 24.6.2025
- Mi, 23.7.2025
- Mo, 15.9.2025
- Mi, 22.10.2025
- Mi, 19.11.2025
- Mi, 10.12.2025